ANNA MIETHE
Anna Miethe arbeitet bei ihren Kunstwerken verstärkt mit künstlichem Licht: eine Fotografie, die in einem Leuchtkasten präsentiert wird und ein digitaler Bildschirm machen ihre Arbeiten erst sichtbar, die sich sonst in einem dunklen Raum befinden. Die Videoarbeit „Transkutan“ (2021) befindet sich in einem weißen Holzkasten, der voll allen Seiten verschlossen bleibt. Auf seiner Oberseite befindet sich eine kleine Erhöhung – dem Okular eines Mikroskope ähnlich – die die Neugierde der Betrachter:innen weckt, einen Blick in sein Inneres zu werfen. Das Bild, was man zu sehen bekommt erweckt den Eindruck, einem krabbelnden Käfer zuzuschauen; verstärkt wird diese Illusion durch bewegliche digitale Animation aus Röntgenbildern unD durch den Klang einer Vielzahl von Insekten. Die Bewegung, das Licht und die dazugehörige Soundinstallation täuscht darüber hinweg, dass es sich eigentlich um einen bereits länger verstorbenen Wellensittich handelt, der von einer Geräuschkulisse von gurrenden Tauben unterlegt ist. Die Arbeit stellt die Frage nach der Schöpfer:innen Rolle. „Was Leben gibt, was es nimmt und wo sich die Vortäuschung des Lebendigen wiederfindet“.
Die zweite Arbeit von Miehte spielt in ähnlicher Weise mit dem Thema Licht, wobei das Kunstwerk die Thematik thematisch und konzeptuell noch stärker verschränkt. Den Betrachter:innen fällt zunächst ein Insekt ins Auge. Dabei handelt es sich um einen Ligusterschwärmer, eine Nachtfalter, der auf der Suche nach duftenden Blumen von Lichtern angezogen wird. Jedoch locken ihn die vielbefahrenen Straßen an, sodass er täglich zum winzigen Opfer des großen nächtlichen Straßenverkehrs wird. Der Hintergrund – ansonsten dunkel – ist mit strahlenden blauen Punkten gesprenkelt. Der zweite Blick lässt erkennen, dass es sich um Leuchtdioden von einer Laufschrift handelt. Das Kunstwerk macht das Dilemma sichtbar, indem sich der Mensch und die Natur, die Motte und die Leuchtdiode befinden. Die Sehfähigkeit vom Menschen, das Immer-Sehen-Müssen, hängt stark mit künstlichen Lichtquellen zusammen. Die Natur setzt und reguliert sich ihrerseits durch natürliches Licht. So sieht sich die Motte im Sehdrang und der technisierten Welt des Menschen gefangen.